Rückblick Benefizkonzert 19. Juli 2020

Ein Füllhorn musikalischer Besonderheiten

Tanz, Orgel und Saxofon luden Kulturfreunde in die Marbacher
Alexanderkirche zum Benefizkonzert ein. Von Cornelia Ohst (Marbacher Zeitung)

Ein Kirchenkonzert zu Coronazeiten zu veranstalten, ist nicht nur eine kulturelle, sondern auch eine organisatorische Herausforderung. Der Marbacher Förderverein Stückchen Himmel ist diesen Aufgaben am Sonntag jedoch bestens gerecht geworden. Noch bevor die ersten Tönen erklangen, musste sich jeder Besucher in die Schlange vor der Alexanderkirche einreihen, die sich wohl jeder Pfarrer für den Gottesdienst wünschen würde. Die Gäste sollten sich vor dem Eingang in einer Anmeldeliste wiederfinden, um dann von
Helfern zum Sitzplatz geleitet zu werden. Die üblichen Abstandsregeln einhaltend, verteilten sich rund 100 Besucher auf die Stuhlreihen – vor wie vereinzelt auch hinter dem Altar. Von dort aus gab es gleichermaßen
Hörgenuss wie auch kurzphasige Tanzeinlagen von Friederike Seufzer zu sehen. „Extra angereist aus Berlin“, wie Melanie Rall vermerkte. Im Namen des Fördervereins begrüßte sie die Gäste nach den ersten beiden Programmpunkten, die sich melodisch getragen und besinnlich ins Ohr schlichen. Dabei zwei Meister an
ihren Instrumenten: Thomas Meyer beherrscht die Orgel in ausgereifter und virtuos beglückender Form, und Rolf Most weiß mit seinem Saxofon gleichermaßen professionell in andere Sphären zu entführen. Bei Arvo Pärts „Pari Intervallo“ wiederholte Meyer nuanciert und ausgefeilt die musikalische Anordnung der Komposition. Mit der Élégie aus „Triptyche“ von Robert Jones tropften die Töne entspannt von der Kirchen-Balustrade auf die Zuhörenden hernieder und vereinten obendrein die beiden Spielenden. Melanie Rall, die sich von dem Konzert
eine großzügige finanzielle Unterstützung erhofft, gab anschließend kurze Einblicke in das Leben von Thomas und Júnia Zettler, die mit ihrem 2003 gegründeten Missionswerk Kindern aus den Armenvierteln in Aracaju im Nordosten Brasiliens den Schulbesuch ermöglichen. Doch wütet Corona derzeit besonders auch in diesem Land: Fernunterricht für die Größeren und ein kompletter Ausfall des Schulunterrichts vor Ort sind die Folgen.
Das Missionswerk trägt deshalb Sorge auch dafür, die Familien mit Versorgungspaketen über Wasser zu halten.
Mit einem Stück aus Händels Feuerwerksmusik erschien Friederike Seufzer, die bei der „Entourage Berlin“ tanzt, auf der Bühne. Wie für eine Varieté-Aufführung gekleidet, zeigte sich die Tänzerin fortan punktuell im strahlend-weißen Outfit mit Federn am Stirnband, Blüten und geflochtenen Zöpfchen und bewegte sich anmutig zu den von Orgel und Saxofon erzeugten Klängen. Leider „zu selten und zu viel kurz“, wie einige Besucher anmerkten. So abwechslungsreich wie das Musikprogramm war auch das begleitende „Werkzeug“ der Tänzerin: Stoffflügel, lange Bänder, Metallgebilde oder auch ein silberner Riesen-Fächer, der kurzerhand als Fernrohr eines pantomimisch dargestellten Piraten diente, bereicherten deren körpersprachlichen Ausdruck. Ein Füllhorn ansprechender Kompositionen, darunter immer wieder auch geistliche, wie etwa von Bach, bewegten das Gemüt und initiierten oftmals auf weiche, frohe Art, ein Gefühl der Dankbarkeit. Durchwebt vom jazzig-fetzigen Sound oder von zärtlich-anmutig sich im Tanz der Töne zeigenden Melodien, waberte ein anspruchsvoll intonierter Klangteppich durch den Kirchenraum und erfreute das Publikum an diesem Sonntag in der Marbacher Alexanderkirche.

Tänzerin
Musiker