les favoris in Marbach Mit Herz, Humor und Hintersinn
Arnd Bäucker 15.10.2023 – 13:19 Uhr, Marbacher Zeitung
Beim Benefizkonzert für ein „Stückchen Himmel“ begeisterten „les favoris“ als vielseitiger A-Cappella-Chor das Publikum in Marbach.
„Sie haben unsere Herzenssache zu Ihrer Herzenssache gemacht, und dafür danken wir Ihnen!“ Melanie Rall vom Förderverein Stückchen Himmel sprach aus, was gewiss viele Besucher in der Marbacher Stadthalle so empfanden. Das A-cappella-Männerensemble „les favoris“ hatte mit seinem Konzert „Liebe und andere Krankheiten“, mit Schwung, Können und Witz einen starken Beitrag für eine gute Sache geliefert.
Beim Benefizkonzert für „Stückchen Himmel“, eine Kindertagesstätte in der brasilianischen Stadt Aracaju, verzichteten die Künstler auf eine Gage. Die Spenden und der Erlös des Abends kamen diesem Projekt zugute, das Kindern aus Elendsvierteln einen guten Start ins Leben ermöglicht.
Zu Beginn eine Schweigeminute
Vor dem Konzert gedachten die Besucher mit einer Schweigeminute der Opfer der Terroranschläge in Israel und der zivilen Opfer in Gaza. Dekan Ekkehard Graf gab der langfristigen christlichen Hoffnung Ausdruck: „Wir vertrauen darauf, dass Menschen sich wieder als Menschen begegnen können.“
Der Chor „les favoris“ ist an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg entstanden. In Marbach traten vier Tenöre und vier Bässe auf, Chorleiterin ist seit Jahren Susanne Moldenhauer. Dieses Ensemble, acht Sänger mit wohltönenden Stimmen, unterhielt die rund 300 Besucherinnen und Besucher mit einem breiten Spektrum an Liedern, Chansons, Balladen, sogar Klassisches fehlte nicht – „Air“ nach Johann Sebastian Bach zum Beispiel. Das alles wirkte leicht und locker, dargeboten mit viel Herz, Humor und Hintersinn.
Die Ode an die Heimat
Bereits zum Auftakt parodierte Steffen Aicher die Mühen, seine Fliege korrekt zu binden. Natürlich war dann die Liebe, wie im Titel angekündigt, ein großes Thema – schwungvoll mit den Hits „Girls, girls, girls“ oder „Wrecking ball“, mit einem Augenzwinkern, wenn Liebesprobleme besungen wurden. So wie bei dem Paar, das gemeinsam und doch einsam aufs Meer schaute. Während sie den Mond anschmachtete, referierte er kühl über dessen physikalische Eigenschaften. Unfähig zu Beziehungen – das klang auch im Song „Zärtlich allein mit mir“ an, dem Lied eines Selbstverliebten.
Wunderbar ironisch die „Ode an die Heimat und an das WLAN“, der letzte Wunsch eines Internet-Süchtigen wurde herausgeseufzt: Seine Daten sollten nach dem Ableben verstreut werden an einem Ort, „wo das WLAN sich ganz von allein verbindet…“. Großes Können und Feingefühl zeigte der Chor mit „Waltzing Matilda“, der „inoffiziellen australischen Nationalhymne“, so Chor-Moderator Michael Krüger, eine Melodie mit anspruchsvollen Übergängen, die zum Schluss geisterhaft verklang.
In der Pause informierte Thomas Zettler, mit seiner Frau Junia Gründer von Stückchen Himmel, über seine Arbeit in Brasilien. Aus kleinen Anfängen einer Tagesstätte ist in 20 Jahren, mit der Hilfe von vielen Spendern und mit viel Arbeit, eine Schule für mehr als 200 Kinder gewachsen, die verpflegt und unterrichtet werden. Zettler stammt aus Marbach, er dankte für die Hilfe, die er immer wieder für sein Projekt erfährt.
Auch im zweiten Teil boten die „Favoris“, begleitet von der Pianistin Jenia Keller, beste Unterhaltung. Zum Beispiel die „Sounds of Silence“, den Klassiker von Simon and Garfunkel, oder „Mein Bruder macht im Tonfilm die Geräusche“, auch ein Klassiker, von den Comedian Harmonists. Den stärksten Beifall bekamen Solonummern. Stefan Müller-Kokot stimmte voller Power das Hohelied der tiefen Bässe an, die immer als „Kellerkinder“ geschmäht würden: „Wir können viel mehr als nur dum dum, dum dum und bau bau, bau bau!“ Er tönte mächtig: „Ich bin das Fundament!“ – und bekam tosenden Applaus.